Eine Volks­feindin

nach Henrik Ibsen mit Texten von Şeyda Kurt | unter Verwendung der Bearbeitung von Florian Borchmeyer

Dauer 1 Std 30 Min
Sprache In deutscher Sprache | An ausgewählten Terminen wird bei dieser Produktion eine deutschsprachige Live-Audiodeskription mit vorheriger Bühnentastführung angeboten | an ausgewählten Terminen wird die Vorstellung mit türkischen Übertiteln gezeigt
Dr. Stockmann hat herausgefunden, dass das Kurbad, das ihr selbst eine Anstellung und dem gesamten Städtchen wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht, keimverseuchtes und krankheitserregendes Wasser führt. Das Bad muss geschlossen werden, findet Dr. Stockmann, und findet auch die lokale Zeitung, die die Badeärztin schon als Heldin feiert. Bis klar wird, was eine Schließung und Sanierung an Kosten mit sich bringt. Dr. Stockmann glaubt fest, dass die Bewohner*innen der Stadt gemeinsam als Gesellschaft alles tun werden, um die geteilte Zukunft möglichst nachhaltig und zum Wohle aller zu gestalten – in diesem Falle also eine Zeitlang auf die hohen Einnahmen, die das Bad bisher generiert hat, zu verzichten und eine Sanierung zu tragen. Was sie aber übersieht, ist, dass ihre Lösungsansätze wiederum andere, nämlich wirtschaftliche Probleme nach sich ziehen.
Wie kaum ein anderer Text schafft es Ibsens Stück »Ein Volksfeind«, das im Jahr 1882 geschrieben wurde, aufzuzeichnen, wie komplex die Frage von Moral, Gerechtigkeit und Handlungsfähigkeit in einer modernen Gesellschaft ist.
Dr. Stockmann und ihr Bruder, der Stadtrat, zeigen im Kleinen, wie schwierig uns radikale Transformationen zum nachhaltigen Wohle der Gemeinschaft heute im Großen fallen. Denn bereits bei der Frage, wodurch sich das »Wohl der Gemeinschaft« definiert – ökonomischer Gewinn oder die Gesundheit der Kurgäste und das eigene reine Gewissen – zeichnet sich ab, dass sich augenscheinlich gemeinsame Ziele schneller voneinander entzweien als man »Kompromiss« sagen kann. Visionär*innen mit idealistischen Ideen haben es schwer, vor allem in demokratischen Strukturen, denn Demokratie bedeutet in letzter Konsequenz, auszuhandeln und abzuwägen: zwischen Ökonomie und Ökologie, Nachhaltigkeit und Gewinn, Integrität und Umsetzbarkeit. Und Demokratie bedeutet auch, dass gewissen Entscheidungen von der Mehrheit getragen werden müssen und dass Dilemmata entstehen, wenn diese Mehrheit nicht mitgenommen wird auf die Reise komplexer Transformationsprozesse, die auf kurze Sicht unbequem erscheinen und auf lange Sicht die Zukunft eben jener Mehrheit retten.
Die Figuren der nicht näher benannten Vorstadtidylle ringen darum, was das Beste für ihr kleines Städtchen ist und verstricken sich dabei in eigenem Machstreben und der Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit.

Die Journalistin und Autorin Şeyda Kurt hat für die Inszenierung von Katrin Plötner am Nationaltheater Mannheim ausgewählte Texte der Hauptfigur neu interpretiert und leiht Dr. Stockmann in deren schleichendem Radikalisierungsprozess ihre messerscharfe Sprache.
Besonderer Dank geht an Michael Bronczkowski für die choreografische Beratung.
Informationen in türkischer Sprache
Bir Halk Düşmanı
Yazar Henrik Ibsen, Şeyda Kurt'un metinlerini içermektedir
Florian Borchmeyer tarafından düzenlenmiştir

Süresi 1 saat 30 dk.

Dil: Seçili tarihlerde bu prodüksiyonda öncesinde bariyersiz bir sahne gezisi gerçekleşen Almanca canlı sesli betimleme sunulmaktadır. Oyun, belirli tarihlerde Türkçe üst yazı ile gösterilecektir.
Dr. Stockmann, kendisi için bir iş ve tüm şehircik için ekonomik bir kalkınma anlamına gelen kür kaplıcasının mikroplu ve patojenli suya sahip olduğunu öğrendi. Dr. Stockmann ve kaplıca hekimini şimdiden bir kahraman olarak kutlayan yerel gazete de kaplıcanın kapanması gerektiğini düşünüyor. Ancak kapama ve tadilat aynı zamanda yüksek maliyetler anlamına da geliyor. Dr. Stockmann sıkı bir şekilde şehrin sakinlerinin toplum olarak birlikte bölünmüş geleceği mümkün olduğu kadar sürdürülebilir bir şekilde ve herkesin iyiliği için düzenleme amacıyla elinden geleceklerini yapacağına inanıyor - yani bu durumda belli bir süre kaplıcanın şimdiye kadar getirdiği yüksek gelirlerden feragat edip tadilatı kabul edeceklerine inanıyor. Ancak kendi çözüm yaklaşımlarının da farklı, yani ekonomik sorunlara neden olacağını gözünden kaçırıyor.
Ibsen'in 1882 yılında yazdığı eseri »Bir Halk Düşmanı«, modern bir toplumda ahlak, adalet ve fiil ehliyeti sorusunun ne kadar karmaşık olduğunu bugüne kadar en iyi şekilde izah eden bir metindir.
Dr. Stockmann ve belediye meclis üyesi olan ağabeyi, birliğin sürdürülebilir iyiliği için günümüzde radikal değişimlerde bir bütün olarak ne kadar çok zorlandığımızı küçük çapta ortaya koyuyor. Çünkü hâlihazırda »Toplumun iyiliği« neyle tanımlandığı sorusunda bile – ekonomik kazanç veya kalıca misafirlerinin sağlığı ve kendi saf vicdanınız – ortak hedeflerin bariz bir şekilde »Uzlaşma« diyemeden nasıl ayrıştığı görülmektedir. İdealist fikirlere sahip olan vizyonerlerin işi zordur, özellikle de demokratik yapılarda zira demokrasi son noktada müzakere etme ve tartma anlamına gelmektedir: ekonomi ile ekoloji, sürdürülebilirlik ile kâr, dürüstlük ile gerçekleştirebilme arasında. Ve demokrasi ayrıca belli kararların çoğunluk tarafından verilmesi gerektiği ve bu çoğunluk da kısa vadede rahatsız edici görünen ve uzun vadede bu çoğunluğun geleceğini kurtaran karmaşık dönüşüm süreçleri gezisine dâhil edilmediğinde ikilemlerin oluşacağı anlamına gelmektedir.
Banliyö huzurunun daha ayrıntılı olarak belirtilmeyen figürleri, küçük şehircikleri için en iyisinin ne olduğu kavgasındadır ve bu esnada kendi güç çabalarına ve öz yeterlilik hasretlerine kapılmaktadır.
Gazeteci ve yazar Şeyda Kurt, Mannheim Devlet Tiyatrosunda Katrin Plötner'i sahnelemek için ana figürün seçili metinlerini yeniden yorumladı ve Dr. Stockmann'a bu sürükleyen radikalleşme sürecinde bıçak kadar keskin dilini ödünç verdi.

Koreografi danışmanlığı için Michael Bronczkowski'ye özellikle teşekkür ederiz.
Persönliche Eindrücke unserer Sprachpatin Gizem Weber | »Bir halk düşmanı«: dil elçimiz Gizem Weber'in kişisel izlenimleri
Gizem Weber, Mitarbeiterin des Deutsch-Türkischen Instituts Mannheim, ist unsere erste Sprachpatin für unser Stück »Eine Volksfeindin«, das wir zu ausgewählten Terminen auf Türkisch übertiteln. Die erste übertitelte Vorstellung ist am Sonntag, 23. April 2023!
Mit Übertiteln für verschiedene Produktionen in Türkisch, Ukrainisch oder Englisch wollen wir bewusst auf die Mehrsprachigkeit Mannheims eingehen. Unsere Sprachpat*innen besuchen die jeweilige Produktion in den Endproben und geben uns ein persönliches Interview, in dem sie ihre individuellen Eindrücke und Gedanken zu dem Theaterstück mit uns – und Ihnen! – teilen.
Gizem Weber Mannheim Türk-Alman Enstitüsü çalışanı ve »Bir Halk Düşmanı« oyunumuzun ilk dil elçisidir. Oyunu belirli tarihlerde Türkçe üst yazılı göstereceğiz. İlk üst yazılı performans bu Pazar, 23 Nisan 2023'te!
Çeşitli oyunlar için Türkçe, Ukraynaca veya İngilizce üst yazılarla Mannheim'ın çok dilliliğine bilinçli bir şekilde temsil etmek istiyoruz. Dil elçisilerimiz son provalar sırasında ilgili prodüksiyonu ziyaret ediyor ve oyun hakkındaki kişisel izlenimlerini ve düşüncelerini bizimle paylaşıyorlar!

Trailer

Audioeinführung

Besetzung

Mit
Doktor Thea Stockmann, BadeärztinMaria Munkert
Karl Stockmann, ihr MannChristoph Bornmüller
Peter Stockmann, Stadtrat und Theas BruderMatthias Breitenbach
Regine Kiil, Fabrikbesitzerin und Karls MutterAlmut Henkel
Hovstad, Chefredakteurin der ZeitungSarah Zastrau
Billing, Mitarbeiter der ZeitungOmar Shaker
Aslasken, Herausgeber der ZeitungPatrick Schnicke
 
KostümeLili Wanner
LichtBernard Häusermann
DramaturgieJulia Hagen
Kunst & VermittlungRonja Gerlach
Pressestimmen
»Erschreckend aktuell!« (SWR2, 13.03.2023)

»Gekonnt arrangiert und packend inszeniert.« (Rhein-Neckar-Zeitung, 13.03.2023)

»Mannheim ist ein 90-Minuten-Bühnenknaller gelungen. So unterhaltsam, anspruchsvoll und zeitkritisch kann Theater sein.« (Theater heute, 05/2023)

»Ein gelungener Abend […], der in 90 Minuten keine Sekunde langweilig ist. Schauspiel im besten Sinne, nur dank Text, exzellent aufspielendem Ensemble, und klugem Konzept – entsprechender Applaus.« (Mannheimer Morgen, 13.03.2023)

»Das Publikum klebt förmlich an den Lippen der furios spielenden Maria Munkert.« (Rhein-Neckar-Zeitung, 13.03.2023)

»Die Akteurinnen und Akteure spielen, als ginge es um ihr Leben, oder wenigstens darum, Bewusstsein und Gewissen des Publikums zu erobern. Allen voran die erstaunliche und von der ersten Sekunde an fesselnde Maria Munkert als die Wahrheit sprechende Badeärztin […]. Munkert legt hör- und sichtbar ihr ganzes Schauspielherz in die Figur der "Doktorin Stockmann" – durchbricht immer wieder die "vierte Wand", um dem Publikum die volle Emotionspalette entgegenzuschleudern. Matthias Breitenbach in der Rolle des älteren Bruders und Stadtrats Peter Stockmann brillierte mit komödiantischer Cholerik, wie er stets zwischen machthungrigem Antagonisten und verängstigtem Bauernopfer seiner Unterstützer und Geldgeber schwankt. Dann ist da noch Patrick Schnicke in der Rolle des Zeitungsherausgebers und "Volksverstehers" Aslaksen, die er so wunderbar schmierig anlegt, dass er als perfekter Opportunist locker durch beide Lager rutscht.« (Nachtkritik, 11.03.2023)

»Der Weg zur Meinung ist Katrin Plötners theatralischer Auftrag. Der naturalistische Reigen beginnt in der Familie: Mit Bruder Stadtrat sind die Fronten schnell klar, mit der kapitalismuspragmatischen Unternehmerschwiegermutter (gekonnt pointiert: Almut Henkel) dauert es etwas länger, am längsten freilich beim liebenden Gatten (stille, große Komik: Christoph Bornmüller).« (Mannheimer Morgen, 13.03.2023)

»Sarah Zastrau, Omar Shaker und Patrick Schnicke entwickeln das Ibsen-bekannte Dilemma luzide und mit viel „Kir Royal“.« (Mannheimer Morgen, 13.03.2023)

»Matthias Breitenbach hat ein kommunalpolitisches Auftreten, ist im großspurigen Tennisdress und mit goldener Pilotenbrille (Kostüme: Lili Wanner) eine grandiose Studie rotarisch-jovialer Männer-Vorort-Herrlichkeit.« (Mannheimer Morgen, 13.03.2023)

»Die Bearbeitung des Berliner Dramaturgen Florian Borchmeyer spitzt das alte Stück volle Breitseite auf die brisanten Themen unserer Zeit zu. Die radikale Sprache der scharfsinnigen Journalistin Şeyda Kurt kennt keine rhetorischen Tabus und wühlt sich tief ins Gewissen, wie auch Katrins Plötners knallige Inszenierung auf Scham und Schuldbewusstsein des Publikums zielt.« (Nachtkritik, 11.03.2023)

»Florian Borchmeyers Neufassung des Textes wirkt zusammen mit den von Şeyda Kurt geschriebenen und als Video projizierten Anklagen Theas in keiner Sekunde aufgesetzt oder anbiedernd zeitgeistig, sondern packend, direkt und klar. Ironische Zwischentöne oder charakterliche Abgründe lassen das Ganze vieldeutig schillern. Eine Ibsen-Überschreibung von ganz eigener Qualität, die es verdient hätte, auch andernorts nachgespielt zu werden.« (Rhein-Neckar-Zeitung, 13.03.2023)

»Die aktualisierende Textfassung von Florian Borchmeyer ist im doppelten Sinne „natürlich“ heutig und bekommt auf Franklin mit Şeyda Kurts journalistisch-essayistischen Texteinschüben einen noch heutigeren Schliff.« (Mannheimer Morgen, 13.03.2023)

»Ein weiterer Coup der Inszenierung ist das Bühnenbild von Bettina Pommer, das eine unglaubliche Dynamik in das Spiel des grandiosen Ensembles bringt und spektakuläre Körperaktionen einfordert.« (Theater heute, 05/2023)

»Der moralische Zerfall der Stadt und ihrer Gesellschaft wird auch mithilfe des Bühnenbildes von Bettina Pommer höchst überzeugend veranschaulicht: Die Akteure spielen auf Dächern. Sie liegen, rutschen, balancieren und stolpern auf ihnen herum, erklimmen abwechselnd die Spitze und stürzen wieder hinab.« (Nachtkritik, 11.03.2023)

»Unbedingt erwähnt werden soll noch das großartige Bühnenbild von Bettina Pommer: sie schafft aus Holz eine Dächerlandschaft auf der die Schauspielerinnen und Schauspieler herumklettern, abrutschen, nach Halt suchen, um Balance bemüht sind, von oben herab auf andere schauen oder sich verstecken. Dass die Inszenierung von Katrin Plötner so viel Drive hat, ist auch diesem Bühnenbild zu verdanken!« (SWR2, 13.03.2023)

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