Jakob Lenz – Wolfgang Rihm in Memoriam

Musiksalon // Extra: Die neue CD aus der Reihe NTM & OEHMS Classics

Das Nationaltheater Mannheim verabschiedet sich in einer Musiksalon-Sonderveranstaltung in der Lobby im Werkhaus vom großen Komponisten unserer Zeit Wolfgang Rihm. In Karlsruhe geboren und aufgewachsen, setzt sich Rihm zunächst stark mit der Musik um Arnold Schönberg und Anton Webern, mit Zwölftonmusik und miniaturhaft-aphoristischen Formen, auseinander. Die Uraufführung von »Morphonie« bei den Donaueschinger Musiktagen 1974 sorgt für Furore, vielen ist Rihm mit der Verwendung eines klassischen Instrumentariums nicht ›Avantgarde‹ genug. Seit jeher wehrt sich der Komponist allerdings gegen das Anlegen solcher künstlerischer Schemata. Auch als Komponisten seines engen Umfelds wie Luigi Nono oder Hans-Werner Henze in den 70er-Jahren ihre Kunst immer mehr in das Zeichen revolutionärer Botschaften oder politischer Systeme stellen, geht Rihm einen eigenen Weg. Auf die Frage, wie ein Werk im Verhältnis zur ›künstlerischen Welt‹ um es herum zu sein habe, antwortet er 2024:

»Es sollte nicht genormt, sondern eine subjektive, individuelle Äußerung sein. Darin sollte sich nicht eine übergeordnete Haltung ausdrücken, sondern der Eigensinn des oder der Schaffenden.«

Doch nicht nur in der Instrumentalmusik, sondern auch im Bereich des Musiktheaters sollte Rihm frühe Erfolge feiern. Nach der Uraufführung von »Faust und Yorick« 1977 in Mannheim, landet er mit der Kammeroper »Jakob Lenz« (Hamburg 1977/78) den großen Coup. Büchners radikal tiefdringende Novelle »Lenz« um den Aufenthalt des psychisch erkrankten Dichters im elsässischen Steintal liefert Rihm als »Zustandsbeschreibung innerhalb eines Zerfallsprozesses« den geeigneten Stoff. Rihms packende Kammeroper gelangt 2021 in der Regie Calixto Bieitos und unter der Musikalischen Leitung des Neue-Musik-Experten Franck Ollu zu einer gefeierten Premiere im Spielhaus des Nationaltheaters Mannheim. Die nun erschienene CD-Aufnahme der Produktion wird angesichts des Todes von Wolfgang Rihm im Juli 2024 zu einer musikalischen Würdigung eines der großen Komponisten unserer Zeit. Im Musiksalon in der Lobby im Werkhaus wollen wir hochemotionalen Liedkompositionen Wolfgang Rihms nachspüren, mit Beteiligten der Lenz-Produktion ins Gespräch kommen und uns mit einer Würdigung durch Opernintendanten Albrecht Puhlmann gemeinsam vom »Meister ohne Schubladen« verabschieden.

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