Zeitfenster Nr. 8

Die Schillerpreisverleihung im neu eröffneten Nationaltheater

Schwarz-Weiß Foto eines klatschenden Publikums.
Abb. 1 MARCHIVUM, Bildsammlung, KF011544
Die Stadt Mannheim verleiht seit 1954 den Schillerpreis der Stadt Mannheim in Erinnerung an Friedrich Schiller, der vom 27. Juli 1783 bis 9. April 1785 als Theaterdichter in Mannheim lebte und wirkte. Zuletzt erhielt den derzeit mit 20.000 Euro dotierten Preis die Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar (*1946). Aufgrund der sanierungsbedingten Schließung des Nationaltheaters fand die Preisverleihung 2022 ausnahmsweise in der Kunsthalle statt. Die Laudatio hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Die erste Preisträgerin war Mary Wigman (1886 - 1973). Diese Preisverleihung fiel mit dem 175-jährigen Jubiläum des Nationaltheaters zusammen. Die Zuerkennung des Schiller-Preises an eine in Hannover als Karoline Sofie Marie Wiegmann gebürtige Ausdruckstänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin sorgte für allgemeine Aufregung. Heute ist die Empörung noch spürbar, wenn man die Rezension von 1954 im Mannheimer Morgen liest:
»Von den Leuten, mit denen ich sprach, hat nicht einer die Wahl Mary Wigmans verstanden. Jedermann sagte: Die Schillerbühne ist seit ihrer Gründung mit der Literatur und ihrer Entwicklung lebendig und schöpferisch verbunden gewesen. Einer unseren besten Kenner, Dr. Fritz Hammes, hat es folgendermaßen formuliert: das Nationaltheater hat bis zu seinem Untergang 1943 das Prädikat ‚Schillerbühne‘ in Ehren getragen...‹«
Zwei Jahre später wurde der Preis dann dem Schauspieler und Regisseur Jürgen Fehling (1885 - 1968) zuerkannt. Da Fehling bei der Verleihung nicht persönlich anwesend sein konnte, nahm seine ebenfalls als Schauspielerin berühmt gewordene Ehefrau Joana Maria Gorvin (1922 - 1993) stellvertretend den Preis entgegen. Auf der Abbildung 1 sieht man sie in der ersten Reihe neben Mary Wigman sitzen. Sie wirft einen Blick auf ihre Dankesrede, die sich der Würdigung durch den Oberbürgermeister Hans Reschke anschließen wird.
Damit nicht genug: seit 1982 gibt es in Feudenheim den Jürgen-Fehling-Weg. Im Jahr 2000 wurde in der Geburtsstadt Jürgen Fehlings ein Theaterpreis nach ihm benannt. Die Gesellschaft der Theaterfreunde Lübeck verleiht den Jürgen-Fehling-Preis im Wechsel an ein Mitglied des Opern- oder Schauspielensembles.
Auch zum Gedenken an Joana Maria Gorvin wurde ein Theaterpreis gestiftet. Ausgezeichnet werden damit herausragende Theaterkünstlerinnen. Die erste Preisträgerin war 1995 die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch.
Schwarzweiß Foto einer Frau, welche hochschaut und ein Papierhefter hält. Rechts hinter ihr steht ein Mann an einem Rednerpult, der durch einige Papiere blättert.
Abb. 2 MARCHIVUM, Bildsammlung, KF013881

Dr. Laura Bettag
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