Das Kachelbild zeigt eine Rarität: einen handgeschriebenen und nicht gedruckten Theaterzettel! Diese Notmaßnahme wurde anscheinend kurzfristig erforderlich, denn »wegen Unpässlichkeit der Herren Marx, Döring und Kökert können die angekündigten Vorstellungen nicht stattfinden.« Bei der Umdisposition musste auf das Erfolgsstück Das Nachtlager in (später: von) Granada von Conradin Kreutzer (1780-1849) zurückgegriffen werden. Die »romantische Oper in zwei Abtheilungen nach [Johann Friedrich] Kind’s gleichnamigem Schauspiel« bearbeitet von [Karl Johann von] Braun. Es dirigiert »Herr Hofkapellmeister [Ferdinand] Langer«. »Regisseur Herr [Bruno] Hildebrandt« inszenierte.
Mehr als den Nachnamen der Mitwirkenden erfuhr man sogar über das Leitungspersonal auf den Theaterzetteln dieser Zeit nicht. Im Vergleich der Theaterzettel ist zudem festzustellen, dass Herr Hildebrandt gelegentlich Regie führte, auch ohne noch zusätzlich eine Gesangsrolle zu übernehmen. Ferdinand Langer war der 2. Kapellmeister, Cellist und Solorepetitor des Hauses.
Die Besetzungsliste weist folgendes Personal aus: Ein Jäger (Herr Kromer), Gabriele (Frau Fiora), Gomez (Herr Erl), Ambrosio, ein alter Hirte, Gabrielen’s Oheim (Herr Starke), Die Hirten Basko (Herr Rüdiger) und Pedro (Herr Hildebrandt) sowie Graf Otto, ein deutscher Ritter (Herr Peters). Hinzu kommen noch der Alcalde (Bürgermeister), Jäger und Landleute. Das Stück spielt »Mitte des 16. Jahrhunderts in Granada«. Es entstand 1834 und wurde in Wien uraufgeführt. Kreutzer dirigierte sein Werk in Mannheim am 8. Juli 1842 selbst. Von 1881 bis 1920 war es allein 26 Mal zu hören. In diesem Zeitraum inszenierten es 5 verschiedene Regisseure. Das Werk stellte nicht nur in Mannheim eine Stütze des Repertoires dar. Das beweisen zahlreiche Einsätze von Gastsänger*innen, insbesondere der weiblichen Hauptrolle Gabriele.
In der Eile der Ereignisse vermerkte man auf der »Theater-Nachricht« keine Szenenfolge oder Anfangszeitpunkt. Eine der nächsten regulären Vorstellungen, z. B. am 30. September 1889 nennt diesen als »Anfang präcis 7 Uhr«.
Mehr als den Nachnamen der Mitwirkenden erfuhr man sogar über das Leitungspersonal auf den Theaterzetteln dieser Zeit nicht. Im Vergleich der Theaterzettel ist zudem festzustellen, dass Herr Hildebrandt gelegentlich Regie führte, auch ohne noch zusätzlich eine Gesangsrolle zu übernehmen. Ferdinand Langer war der 2. Kapellmeister, Cellist und Solorepetitor des Hauses.
Die Besetzungsliste weist folgendes Personal aus: Ein Jäger (Herr Kromer), Gabriele (Frau Fiora), Gomez (Herr Erl), Ambrosio, ein alter Hirte, Gabrielen’s Oheim (Herr Starke), Die Hirten Basko (Herr Rüdiger) und Pedro (Herr Hildebrandt) sowie Graf Otto, ein deutscher Ritter (Herr Peters). Hinzu kommen noch der Alcalde (Bürgermeister), Jäger und Landleute. Das Stück spielt »Mitte des 16. Jahrhunderts in Granada«. Es entstand 1834 und wurde in Wien uraufgeführt. Kreutzer dirigierte sein Werk in Mannheim am 8. Juli 1842 selbst. Von 1881 bis 1920 war es allein 26 Mal zu hören. In diesem Zeitraum inszenierten es 5 verschiedene Regisseure. Das Werk stellte nicht nur in Mannheim eine Stütze des Repertoires dar. Das beweisen zahlreiche Einsätze von Gastsänger*innen, insbesondere der weiblichen Hauptrolle Gabriele.
In der Eile der Ereignisse vermerkte man auf der »Theater-Nachricht« keine Szenenfolge oder Anfangszeitpunkt. Eine der nächsten regulären Vorstellungen, z. B. am 30. September 1889 nennt diesen als »Anfang präcis 7 Uhr«.
Vom Nachtlager in Granada bis zur Uraufführung von Bizets in Sevilla spielender Carmen 1875, war es noch ein weiter künstlerischer Weg. In Kreutzers Nachtlager, in dem man nur eben übernachtete, verspürte man kaum spanisches Flair. Das tat der Beliebtheit der Oper in Deutschland keinen Abbruch. Es gab ein Happy End und der verkleidete Graf Otto erwies sich als kompetenter Herrscher. Auch eventuelle Ausschweifungen in Tanzszenen standen nicht zu befürchten. Das Publikum wollte sich primär seines eigenen Deutschseins durch die Anwesenheit des »Fremden« vergewissern. So etwas, was man andalusischen Flamenco nennt, erreichte nie wirklich die deutschen Opernbühnen, einschließlich Bizets Carmen. Nicht dass die Kunstschaffenden es nicht gewollt hätten… Es war einfach zu komplex, das heutige Unesco-Kulturerbe in adäquater Weise zu adaptieren. Die heute zu Recht gescholtene »kulturelle Aneignung« verlief beispielsweise in der Sparte Ballett lediglich über die folkloristische Trivialisierung des Flamencos, u. a. weil keine geeignete Tanzausbildung existierte. So gab es in Balletten, Opern und Operetten zahlreiche Tanznummern nur mit pseudospanischem Kolorit.
In Spanien selbst war es durchaus eine Herausforderung, den Flamenco zu einer professionellen Aufführungsform für zahlende Gäste zu entwickeln. Seit den 20er-Jahren bemühte sich der Dichter Federico Garcia Lorca vor Ort in Granada u. a. durch Wettbewerbe mit Erfolg um Niveau. Flamenco als Kunstform etablierte sich und erreichte schließlich auch den deutschen Markt. 1957 waren es Susana und José, die im Nationaltheater gastierten. Susana Audéoud war ursprünglich Schweizerin und José de Udaeta aus Barcelona an der Madrider Oper Ballettmeister. Udaeta gab Konzerte, bei denen er Kastagnetten zu Klavierbegleitung spielte. In den 70er-Jahren sah man in Mannheim dann andalusische Tänzer*innen von Rang und Namen.
In Spanien selbst war es durchaus eine Herausforderung, den Flamenco zu einer professionellen Aufführungsform für zahlende Gäste zu entwickeln. Seit den 20er-Jahren bemühte sich der Dichter Federico Garcia Lorca vor Ort in Granada u. a. durch Wettbewerbe mit Erfolg um Niveau. Flamenco als Kunstform etablierte sich und erreichte schließlich auch den deutschen Markt. 1957 waren es Susana und José, die im Nationaltheater gastierten. Susana Audéoud war ursprünglich Schweizerin und José de Udaeta aus Barcelona an der Madrider Oper Ballettmeister. Udaeta gab Konzerte, bei denen er Kastagnetten zu Klavierbegleitung spielte. In den 70er-Jahren sah man in Mannheim dann andalusische Tänzer*innen von Rang und Namen.
Im Rahmen von Gastspielen traten im Nationaltheater u. a. die Flamenco-Tänzerinnen La Singla und Mariquilla (geb. 1943) auf:
Man beachte den auf dem Plakat genannten Vorstellungsbeginn von 23 Uhr! Mariquilla (bürgerlich: Doña María Guardia Gómez) ist heute Lehrstuhlinhaberin für Flamencología an der Universität Granada. Das einzige in Deutschland von ihr autorisierte Ausbildungsinstitut befindet sich in Mannheim.
1990 intensivierten sich die deutsch-spanischen Musikbeziehungen des Nationaltheaters. Der damalige Generalintendant des Nationaltheaters Arnold Petersen verpflichtete den ersten nichtdeutschen bzw. nicht deutschsprachigen Generalmusikdirektor: Miguel Ángel Gómez Martínez. Zur Vertragsgestaltung traf man sich in Morges am Genfer See. Der 1949 in Granada geborene Gómez Martínez strebte spanische und südamerikanische Akzente in der Spielplangestaltung des Theaters und der Musikalischen Akademie an. So waren Stücke von Cristóbal Halffter, Heitor Villa-Lobos, Jesús Guridi, Manuel de Falla und Joaquin Turina zu hören. Ein bemerkenswertes Projekt wurde die Aufführung einer szenischen Kantate in einem Prolog und drei Teilen nach der Dichtung L’ Atlántida von Jacint Verdaguet, deren Text Manuel de Falla ebenfalls einrichtete. In Cádiz geboren, bewohnte de Falla ab 1921 ein Haus in Granada, das heute als ein Museum über ihn eingerichtet ist. Sein bekanntestes Werk La vida breve spielt ebenfalls in Granada. Bei Atlántida handelt es sich um ein nachgelassenes Werk, das von Ernesto Halffter ergänzt und bearbeitet wurde. Das Werk beinhaltete ein erhebliches utopisches Potential. Aufgrund des spanischen Bürgerkriegs ab 1936 war es de Falla nicht mehr möglich, sein Werk selbst zu vollenden. Die politischen Umstände zwangen ihn, nach Südamerika auszuwandern.
Bei der Mannheimer Erstaufführung am 30. Mai 1993 im Rosengarten handelte es sich um die Madrider Version (1988) der Luzerner Fassung von 1976. Gómez Martínez verstand seine letzte Premiere als Höhepunkt seines Mannheimer Wirkens. Das Werk wurde in katalanischer Sprache konzertant aufgeführt. Sehr bedeutend sind darin die Chorpartien.
Gómez Martínez wurde während seiner Amtszeit als GMD in Mannheim stets von seiner Mutter, einer ehemaligen Pianistin, begleitet. Auch sein Vater war als Trompeter Berufsmusiker. Zum Abschied aus Mannheim lud er die gesamte Opernsparte in das Hotel Steigenberger-Mannheimer Hof ein und blieb durch sein liebenswürdiges Wesen in bester Erinnerung.
Zuvor nutzte Gómez Martínez die Gelegenheit, sich auch als Komponist zu präsentieren. Zum Columbus-Jahr 1992 führte er am 9. März seine Komposition Sinfonía del Descubrimiento für Orchester und Männerchor im Rahmen des 6. Akademiekonzerts auf. Als Dirigent war er in Wien Schüler des berühmten Hans Swarowsky. Wie viele komponierende Dirigenten zeigte er einen eher konservativen, spätromantisierenden Kompositionsstil. Ähnlich komponierte auch einer seiner Vorgänger im Amt, Wilhelm Furtwängler. Gómez Martínez ehrte diese sog. »Kapellmeister-Musik«, indem er 2004 anlässlich des 50. Todestags von Wilhelm Furtwängler dessen Largo h-Moll für Orchester im Akademiekonzert aufführte.
Miguel Ángel Gómez Martínez lebte später wieder in Spanien. Er war Ehrendoktor einer Madrider Universität und wurde vom spanischen Königshaus mehrfach ausgezeichnet. 2010 heiratete er die aus Granada stammende Alessandra Ruiz Zúñiga Marcías, die seine Stiftung (Fundacíon International Gómez Martínez) leitet. 2024 verstarb er in Málaga.
1990 intensivierten sich die deutsch-spanischen Musikbeziehungen des Nationaltheaters. Der damalige Generalintendant des Nationaltheaters Arnold Petersen verpflichtete den ersten nichtdeutschen bzw. nicht deutschsprachigen Generalmusikdirektor: Miguel Ángel Gómez Martínez. Zur Vertragsgestaltung traf man sich in Morges am Genfer See. Der 1949 in Granada geborene Gómez Martínez strebte spanische und südamerikanische Akzente in der Spielplangestaltung des Theaters und der Musikalischen Akademie an. So waren Stücke von Cristóbal Halffter, Heitor Villa-Lobos, Jesús Guridi, Manuel de Falla und Joaquin Turina zu hören. Ein bemerkenswertes Projekt wurde die Aufführung einer szenischen Kantate in einem Prolog und drei Teilen nach der Dichtung L’ Atlántida von Jacint Verdaguet, deren Text Manuel de Falla ebenfalls einrichtete. In Cádiz geboren, bewohnte de Falla ab 1921 ein Haus in Granada, das heute als ein Museum über ihn eingerichtet ist. Sein bekanntestes Werk La vida breve spielt ebenfalls in Granada. Bei Atlántida handelt es sich um ein nachgelassenes Werk, das von Ernesto Halffter ergänzt und bearbeitet wurde. Das Werk beinhaltete ein erhebliches utopisches Potential. Aufgrund des spanischen Bürgerkriegs ab 1936 war es de Falla nicht mehr möglich, sein Werk selbst zu vollenden. Die politischen Umstände zwangen ihn, nach Südamerika auszuwandern.
Bei der Mannheimer Erstaufführung am 30. Mai 1993 im Rosengarten handelte es sich um die Madrider Version (1988) der Luzerner Fassung von 1976. Gómez Martínez verstand seine letzte Premiere als Höhepunkt seines Mannheimer Wirkens. Das Werk wurde in katalanischer Sprache konzertant aufgeführt. Sehr bedeutend sind darin die Chorpartien.
Gómez Martínez wurde während seiner Amtszeit als GMD in Mannheim stets von seiner Mutter, einer ehemaligen Pianistin, begleitet. Auch sein Vater war als Trompeter Berufsmusiker. Zum Abschied aus Mannheim lud er die gesamte Opernsparte in das Hotel Steigenberger-Mannheimer Hof ein und blieb durch sein liebenswürdiges Wesen in bester Erinnerung.
Zuvor nutzte Gómez Martínez die Gelegenheit, sich auch als Komponist zu präsentieren. Zum Columbus-Jahr 1992 führte er am 9. März seine Komposition Sinfonía del Descubrimiento für Orchester und Männerchor im Rahmen des 6. Akademiekonzerts auf. Als Dirigent war er in Wien Schüler des berühmten Hans Swarowsky. Wie viele komponierende Dirigenten zeigte er einen eher konservativen, spätromantisierenden Kompositionsstil. Ähnlich komponierte auch einer seiner Vorgänger im Amt, Wilhelm Furtwängler. Gómez Martínez ehrte diese sog. »Kapellmeister-Musik«, indem er 2004 anlässlich des 50. Todestags von Wilhelm Furtwängler dessen Largo h-Moll für Orchester im Akademiekonzert aufführte.
Miguel Ángel Gómez Martínez lebte später wieder in Spanien. Er war Ehrendoktor einer Madrider Universität und wurde vom spanischen Königshaus mehrfach ausgezeichnet. 2010 heiratete er die aus Granada stammende Alessandra Ruiz Zúñiga Marcías, die seine Stiftung (Fundacíon International Gómez Martínez) leitet. 2024 verstarb er in Málaga.
Dr. Laura Bettag
Bildnachweise, Literatur und Links:
- Kachelbild: MARCHIVUM, Theaterzettel, Druckschriften digital 540360
- Theaterzettel verfügbar unter https://druckschriften-digital.marchivum.de
- https://miguelgomezmartinez.net und https://figm.org/
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