1907 feierte Mannheim sein 300. Stadtjubiläum. Man genoss die Annehmlichkeiten der Belle Epoque in vollen Zügen. 1901 war der Rosengarten fertiggestellt und die Kunsthalle im Rahmen der internationalen Kunst- und Gartenbauausstellung eröffnet worden. Das Gebäude konnte durch eine beträchtliche Summe Goldmark der jüdischen Mäzene Julius und Henriette Aberle finanziert werden.
Bei aller Blüte der bürgerlichen Kultur, darf man nicht vergessen, dass noch ein Großherzog Landesherr war. Das Theater führte nach wie vor den Titel »Grossherzogliches Hof- und National-Theater Mannheim«. Der zeitgeistig offenen Stimmung tat dies kaum Abbruch. Man interessierte sich für herausragende Künstlerpersönlichkeiten zwischen Spätromantik und Moderne. So auch für den am 7. Juli 1860 in Böhmen geborenen Wiener Gustav Mahler. Er war nicht nur Dirigent und Komponist, sondern reformierte das Operngeschehen seiner Zeit. Dies geriet ihm nicht immer zum Vorteil. So sah er sich in Wien permanent negativer Presse ausgesetzt, die ihren Ursprung in einer antisemitischen Stimmung hatte. Sein Einfluss auf zukünftige Dirigenten und Theaterdirektoren war dennoch enorm. Artur Bodanzky (1877 – 1939) wurde sein Schüler und ab 1901 bis 1903 sein Assistent in Wien. Er kam 1909 als Erster Kapellmeister nach Mannheim. 1915 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus, um für die Metropolitan Opera als Chefdirigent für das deutschsprachige Repertoire zu arbeiten.
Bei aller Blüte der bürgerlichen Kultur, darf man nicht vergessen, dass noch ein Großherzog Landesherr war. Das Theater führte nach wie vor den Titel »Grossherzogliches Hof- und National-Theater Mannheim«. Der zeitgeistig offenen Stimmung tat dies kaum Abbruch. Man interessierte sich für herausragende Künstlerpersönlichkeiten zwischen Spätromantik und Moderne. So auch für den am 7. Juli 1860 in Böhmen geborenen Wiener Gustav Mahler. Er war nicht nur Dirigent und Komponist, sondern reformierte das Operngeschehen seiner Zeit. Dies geriet ihm nicht immer zum Vorteil. So sah er sich in Wien permanent negativer Presse ausgesetzt, die ihren Ursprung in einer antisemitischen Stimmung hatte. Sein Einfluss auf zukünftige Dirigenten und Theaterdirektoren war dennoch enorm. Artur Bodanzky (1877 – 1939) wurde sein Schüler und ab 1901 bis 1903 sein Assistent in Wien. Er kam 1909 als Erster Kapellmeister nach Mannheim. 1915 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus, um für die Metropolitan Opera als Chefdirigent für das deutschsprachige Repertoire zu arbeiten.
In Mannheim studierte Artur Bodanzky neben sinfonischen Werken, u. a. Opern nach von Gustav Mahler erarbeiteten Fassungen ein. Erschlossen über das Projekt Zettelschwärmer des Marchivums sind Carl Maria von Webers Die drei Pintos und Euryanthe sowie Wolfgang Amadeus Mozarts Hochzeit des Figaro. Die Texte der Rezitative für den Figaro kamen von Max Kalbeck. Nicht deutschsprachige Werke führte man damals nicht in Originalsprache auf, wie dies heute Standard ist. Auf einem Theaterzettel zur Neueinstudierung von Figaros Hochzeit wird Bodanzky nicht nur als 1. Kapellmeister, sondern auch als »Gesamtleiter« ausgewiesen. Zeitweilig übernahm er Aufgaben der Theaterleitung, so dass man ihn als »Operndirektor« bezeichnen könnte. 1929 verlieh ihm die Stadt ihre goldene Denkmünze. Der Titel »Generalmusikdirektor« wurde erstmals 1923 an Richard Lert vergeben und trat ab 1963 gelegentlich in Kombination mit dem des Operndirektors auf.
Artur Bodanzkys umfassender Gestaltungswille blieb alles andere als unbemerkt. Der überzeugte Theatergänger Ernst Bloch (ZF 7) schätzte sein Wirken, das durch die Intendanz Carl Hagemanns ab 1906 eine besondere Prägung erhielt:
»Weingartner, Bodanzky, Furtwängler, Kleiber hatten hier, wie bekannt, ihren Start; Hagemann, ein energischer Literat, machte aus Mannheim ein Stück Berlin, als es fast noch keines gab.«
Die Mahler-Verehrung wuchs. Der Philharmonische Verein, ein Laien-Orchester, veranstaltete am 10. und 11. Mai 1912 eine Gustav-Mahler-Feier. 1911 war Mahler erst 50-jährig verstorben. Mit entsprechendem Aufwand bereitete man sich auf ein würdiges Gedenken vor:
Vielen Musiklieberhaber*innen scheint in Erinnerung geblieben zu sein, dass Gustav Mahler 1904 selbst einmal im Rosengarten seine 3. Sinfonie dirigierte. Der Bericht des von 1899 bis 1906 leitenden Dirigenten Willibald Kaehler, der in der Jubiläumsschrift von 1929 (S. 63 bis 66) abgedruckt wurde, wäre ein eigenes Zeitfenster wert.
Kein Zweifel: Mannheim war Mahler-Stadt, wobei die Aufführung seines symphonischen Werkes immer mehr in den Mittelpunkt rückte. Der Herausgeber der genannten Jubiläumsschrift Karl Laux (1896 – 1978) schreibt dazu in seiner Autobiografie (S. 98):
Kein Zweifel: Mannheim war Mahler-Stadt, wobei die Aufführung seines symphonischen Werkes immer mehr in den Mittelpunkt rückte. Der Herausgeber der genannten Jubiläumsschrift Karl Laux (1896 – 1978) schreibt dazu in seiner Autobiografie (S. 98):
»Wir flüchteten mit Kleiber zu Gustav Mahler. Mannheim fühlte sich als Mahler-Stadt, seit Artur Bodanzky, der seit 1909 erster Kapellmeister am Hoftheater geworden war, im Sommer 1914, kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, das große Mahler-Fest durchgeführt hatte. Damals habe ich als armer Pennäler bloß einiges davon mitnehmen können. Aber nun war ich begeistert von der Fünften Sinfonie.«
Ein weiteres interessantes Detail erwähnt Karl Laux noch auf S. 148. Im Rahmen von Operetten-Gastspielen im Rosengarten dirigierte Fritz Mahler, ein Großneffe Gustav Mahlers. Er wurde 1901 in Wien geboren und starb 1973 in den USA. Wie viele andere Dirigenten (u. a. Ernst und Richard Lert, Erich Kleiber und Joseph Rosenstock) musste er aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten emigrieren.
Dieses Schicksal ereilte auch Gustav Mahlers jüngere Tochter Anna Mahler (1904 – 1988). Obwohl musikalisch hochbegabt, wurde sie Malerin und Bildhauerin. Genau kennt man die Umstände nicht, wie ihre Skulptur »Torso« nach Mannheim in den Besitz der Kunsthalle kam. Heute befindet sich die Skulptur im Luisenpark und ist Teil des Heinrich-Vetter-Wegs.
Dieses Schicksal ereilte auch Gustav Mahlers jüngere Tochter Anna Mahler (1904 – 1988). Obwohl musikalisch hochbegabt, wurde sie Malerin und Bildhauerin. Genau kennt man die Umstände nicht, wie ihre Skulptur »Torso« nach Mannheim in den Besitz der Kunsthalle kam. Heute befindet sich die Skulptur im Luisenpark und ist Teil des Heinrich-Vetter-Wegs.
Dr. Laura Bettag
Bildnachweise, Literatur und Links:
- Kachelbild: Fotografie von Immanuel Giel. Gemeinfrei verfügbar unter https://commons.wikimedia.org/wiki/Heinrich-Vetter-Weg
- Nationaltheater Mannheim (Hg.)(1929). 150 Jahre National-Theater Mannheim. Festausgabe der Mannheimer Zeitung, S. 14. Faksimile verfügbar unter https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/mannheim1929
- Nationaltheater-Orchester (Hg.)(1929). 150 Jahre Musikalische Akademie des Mannheimer Nationaltheater-Orchesters 1779 ̶ 1929. Jubiläumsschrift. Mannheim: Bensheimer.
- Ernst Bloch (1964). Verfremdungen II. Geographica. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 10.
- Karl Laux (1977). Nachklang. Autobiographie. Berlin: Verlag der Nation.
- Erschließung Mannheimer Theaterzettel: https://druckschriften-digital.marchivum.de/theaterzettel
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