Trotz der derzeitigen Baustelle ist der hellgrundige Fries vom Friedrichsring aus gut zu sehen. Auch von weitem ist eine horizontale Reihung verschiedener Figuren zu erkennen. Nicht sofort erschließt sich, dass es sich um ein Mosaik handelt. Es stammt von dem Maler und Grafiker Hans Leistikow (1892 - 1962), der sich in einem Wettbewerb um den öffentlichen Auftrag gegen seine Mitbewerber durchsetzte. In der Festschrift von 1957 sind deren und Leistikows Entwürfe in schwarz-weiß veröffentlicht. Zur Eröffnung des neuen Theaters war der Fries aber noch nicht an Ort und Stelle angebracht. Die Fläche blieb bis Oktober 1958 leer.
Vor und nach dem 2. Weltkrieg war Hans Leistikow eine bekannte Künstlerpersönlichkeit. Von 1948 bis 1959 wirkte er als Professor für Grafik in Kassel. Er arbeitete gern mit Architekten, Stadtplanern und mit seiner Schwester Grete Leistikow zusammen, die Fotografin war. Sie alle haben sich zeitlebens für die öffentlich zugängliche Kunst am Bau engagiert. Da auch Theaterbetriebe städtische Einrichtungen sein können, zählt sein Fries für das Nationaltheater ebenfalls zu diesem Bereich. Dem Theater als Kunstform stand er bereits zu Beginn der 1930er Jahre nahe. Er gestaltete Bühnenbilder, Kostüme und Plakate. Als Mitglied der Ernst-May-Brigade tat er dies auch in Moskau, wohin er mit seinem Mentor, dem Frankfurter Architekten und Stadtplaner Ernst May (1886 - 1970) gegangen war.
Leistikows Ästhetik ist vom russischen Konstruktivismus mit seiner flächigen Darstellung des Körpers und vom abstrakten Spiel der Proportionen beeinflusst. Bildnerische Mittel hatten zu seiner Zeit nicht einem oberflächlich schönen Dekor der Dinge zu dienen, sondern unterstützten Funktion und künstlerische Aussage. Hans Leistikow war im besten Sinne Gebrauchsgrafiker, der mit einer bestimmten Gestaltung eine Botschaft vermitteln wollte. Er geht beim Mosaikfries für das Nationaltheater zunächst von der Funktion des Gebäudes aus. Hier wird Theater gespielt! Leistikow bezieht sich in seiner Darstellung aber auf eine frühe Form des Theaters: die Commedia dell’ arte. Dell’ arte bedeutet übersetzt, dass hier Schauspiel als eine professionelle Kunst betrieben wurde.
Auch in den Anfängen des Mannheimer Theaters wurden Stegreif-Theater und italienische Komödien aufgeführt. Es stand also in gewisser Weise in der Tradition der Commedia dell’arte. Sie war eine Kunst aus Italien und nicht zufällig bediente sich Leistikow einer weiteren dort erfundenen und noch älteren Technik: der des Mosaiks. Er überlegte sich darüber hinaus genau, mit welcher Anordnung der elf Teile seines Mosaikfrieses er welche »Message« kommunizieren könnte. Er wählte zu Anfang und Ende einen grauen Theatervorhang, aus dem die von ihm gestalteten Figuren aus der Commedia dell‘ arte hervortreten. Sowohl die erste als auch die letzte Figur weisen ebenso ein unauffälliges Grau auf. Der Vorhang ist offen und wir sehen einen typisierten Vorstellungsablauf. Die initiierende, schwarz maskierte Figur hält drei Masken in unterschiedlichen Farben in der Hand bereit: die graue davon ist ein stilisierter Totenschädel. Es geht also um Maskenspiele, die je nachdem heiter, ernst oder gar tragisch ausfallen können. In Folge entwickelt sich das Spiel.
Vor und nach dem 2. Weltkrieg war Hans Leistikow eine bekannte Künstlerpersönlichkeit. Von 1948 bis 1959 wirkte er als Professor für Grafik in Kassel. Er arbeitete gern mit Architekten, Stadtplanern und mit seiner Schwester Grete Leistikow zusammen, die Fotografin war. Sie alle haben sich zeitlebens für die öffentlich zugängliche Kunst am Bau engagiert. Da auch Theaterbetriebe städtische Einrichtungen sein können, zählt sein Fries für das Nationaltheater ebenfalls zu diesem Bereich. Dem Theater als Kunstform stand er bereits zu Beginn der 1930er Jahre nahe. Er gestaltete Bühnenbilder, Kostüme und Plakate. Als Mitglied der Ernst-May-Brigade tat er dies auch in Moskau, wohin er mit seinem Mentor, dem Frankfurter Architekten und Stadtplaner Ernst May (1886 - 1970) gegangen war.
Leistikows Ästhetik ist vom russischen Konstruktivismus mit seiner flächigen Darstellung des Körpers und vom abstrakten Spiel der Proportionen beeinflusst. Bildnerische Mittel hatten zu seiner Zeit nicht einem oberflächlich schönen Dekor der Dinge zu dienen, sondern unterstützten Funktion und künstlerische Aussage. Hans Leistikow war im besten Sinne Gebrauchsgrafiker, der mit einer bestimmten Gestaltung eine Botschaft vermitteln wollte. Er geht beim Mosaikfries für das Nationaltheater zunächst von der Funktion des Gebäudes aus. Hier wird Theater gespielt! Leistikow bezieht sich in seiner Darstellung aber auf eine frühe Form des Theaters: die Commedia dell’ arte. Dell’ arte bedeutet übersetzt, dass hier Schauspiel als eine professionelle Kunst betrieben wurde.
Auch in den Anfängen des Mannheimer Theaters wurden Stegreif-Theater und italienische Komödien aufgeführt. Es stand also in gewisser Weise in der Tradition der Commedia dell’arte. Sie war eine Kunst aus Italien und nicht zufällig bediente sich Leistikow einer weiteren dort erfundenen und noch älteren Technik: der des Mosaiks. Er überlegte sich darüber hinaus genau, mit welcher Anordnung der elf Teile seines Mosaikfrieses er welche »Message« kommunizieren könnte. Er wählte zu Anfang und Ende einen grauen Theatervorhang, aus dem die von ihm gestalteten Figuren aus der Commedia dell‘ arte hervortreten. Sowohl die erste als auch die letzte Figur weisen ebenso ein unauffälliges Grau auf. Der Vorhang ist offen und wir sehen einen typisierten Vorstellungsablauf. Die initiierende, schwarz maskierte Figur hält drei Masken in unterschiedlichen Farben in der Hand bereit: die graue davon ist ein stilisierter Totenschädel. Es geht also um Maskenspiele, die je nachdem heiter, ernst oder gar tragisch ausfallen können. In Folge entwickelt sich das Spiel.
Manchen der sechzehn Szenen sind kleine Bauwerke beigesellt, die ihre Herkunft oder den Ort der Handlung anzeigen. Es handelt sich um Städte, die bedeutende Theater besitzen, wie z.B. Venedig, Bologna oder Bergamo. Bergamo ist nicht nur die Heimat des Brighella, sondern auch des Arlecchino. Dieser gilt als Meister der Verwandlung und Leistikow lässt ihn in seiner charakteristischen Ausstattung mit Pritsche gleich viermal, jedoch in unterschiedlichen Facetten, auftreten. Er ist die letzte Figur auf dem Fries. Nach ihm fällt der Vorhang und die Aufführung endet (vorerst). Arlecchino behält zwar im Verlauf des Frieses das charakteristische Muster seines Gewandes bei, seine Farben verändern sich jedoch. Ein Hinweis auch auf Leistikows eigenen Lebensweg als Künstler und Mensch? Er wäre nicht der einzige bildende Künstler des 20. Jahrhunderts, der sich als (traurigen) Harlekin charakterisiert. Im Unterschied zu den anderen Dargestellten verfügt Leistikows Harlekin nicht über Musikinstrumente. Er versteckt sich aber einmal in der zentralen Dreiergruppe mit schwarzen Umhängen, die Mozarts Don Giovanni entstammen könnten und begibt sich damit in den Kontext der Oper.
Leistikows Darstellungen lassen durch ihren Abstraktionsgrad verschiedene Interpretationen zu. Will man die Hypothesen darüber prüfen, lohnt es sich, Leistikows Entwürfe mit der tatsächlichen Ausführung zu vergleichen. Sie sind online unter Hessen Kassel Heritage abrufbar. Man stellt fest, dass Leistikow die Anfangs- und Schlussfigurinen sowie die Reihenfolge geändert oder variiert hat. Im Detail verleiht er ihnen teilweise andere Formen, Ausstattungen und Farbigkeiten. Was möchte er uns zur Deutung des Theaters der späten 50er-Jahre sagen? Wozu tendieren Sie?
Ein weiteres NTM-Zeitfenster wird dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt vertiefen.
Leistikows Darstellungen lassen durch ihren Abstraktionsgrad verschiedene Interpretationen zu. Will man die Hypothesen darüber prüfen, lohnt es sich, Leistikows Entwürfe mit der tatsächlichen Ausführung zu vergleichen. Sie sind online unter Hessen Kassel Heritage abrufbar. Man stellt fest, dass Leistikow die Anfangs- und Schlussfigurinen sowie die Reihenfolge geändert oder variiert hat. Im Detail verleiht er ihnen teilweise andere Formen, Ausstattungen und Farbigkeiten. Was möchte er uns zur Deutung des Theaters der späten 50er-Jahre sagen? Wozu tendieren Sie?
Ein weiteres NTM-Zeitfenster wird dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt vertiefen.
Dr. Laura Bettag
Literatur und Links
- Das Neue Nationaltheater, Festschrift zur Eröffnung des neuen Mannheimer Nationaltheaters am 175. Jahrestag der Uraufführung der »Räuber«, S. 190-191.
- Frankfurter Personenlexikon https://frankfurter-personenlexikon.de
- Bettina Schmitt & Rosemarie Wesp (Hg.)(2023). Hans Leistikow (1892–1962). Zurück in die Moderne. Regensburg: Schnell & Steiner.
- https://www.heritage-kassel.de/sammlung-und-forschung/online-sammlungen
- Reinhard Jansen (Hg.)(2001). Commedia dell’arte. Fest der Komödianten. Keramische Kostbarkeiten aus den Museen der Welt. Stuttgart: Arnoldsche.
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