ROBERTO RIZZI BRIGNOLI

Anfang September erst ist er nach vier Monaten aus Santiago de Chile in seine Heimatstadt Bergamo zurückgekehrt, diese »sehr hübsche, kleine Stadt« in der Lombardei. Doch Dirigent Roberto Rizzi Brignoli hat nicht viel Zeit für seinen Geburtsort. Schon drei Wochen später setzt er sich ins Auto und fährt mit vielen Partituren im Gepäck nach Mannheim, um dort seine Stelle als neuer Generalmusikdirektor aufzunehmen. Er freut sich auf die Stadt. »Mannheim ist sehr freundlich; die Leute sind lebhaft und hilfsbereit. Fast italienisch!« sagt er mit seinem charmanten Englisch und lacht verschmitzt. »Nun muss ich anfangen, ernsthaft Deutsch zu lernen … ich suche schon einen Kurs.« Mannheim ist nicht fremd für ihn, er leitete bereits die Einstudierungen des »Trovatore« und des »Freischütz«, war Gast im Akademiekonzert. Aber nun wird es ernst. Zum Einstieg hat er sich das Opus magnum seines Landsmannes Giacomo Puccini vorgenommen: die Märchenoper »Turandot«. »Es ist eine besondere Musik, sehr modern, sehr anspruchsvoll für das Orchester«, sagt der detail- und klangverliebte Dirigent. Kein Wunder, dass sein Lieblingsort in Mannheim vorerst der neue, freundliche Orchesterprobenraum im Probenzentrum Neckarau sein wird. Rizzi Brignoli betrachtet die hellen Akustikelemente aus Holz an den Wänden und hofft auf gute Akustik in dem Saal, in dem er am nächsten Tag seine Probenarbeit aufnehmen wird. Denn er ist sich sicher: Alle, die sich jetzt schon auf das berühmte »Nessun Dorma« freuen, werden entdecken, dass diese Oper noch unendlich viele andere Schönheiten enthält.