Nationaltheater verzichtet auf Neubau des Zentrallagers

Finanzielle Mittel sollen zugunsten der Sanierung des Spielhauses umgeschichtet werden

Seit der Gemeinderat 2020 für die Generalsanierung des Nationaltheater-Spielhauses am Goetheplatz 247,08 Millionen Euro genehmigt hat, sind zahlreiche weltweite Krisen aufgetreten, die sich auch auf die Baumaßnahme und die Kostenentwicklung des Großprojekts am Goetheplatz ausgewirkt haben. Aktuell wird bis zum Ende der Generalsanierung eine Kostensteigerung von 25 Prozent prognostiziert. Sie liegt damit deutlich unterhalb der allgemeinen Preissteigerung im gewerblichen Sektor des Baugewerbes. Laut Baupreisindex des Statistischen Bundesamtes sind bei Betriebsgebäuden – zu denen das Spielhaus zählt – die Baukosten von vom 3. Quartal 2020 bis heute um rund 41 Prozent gestiegen.

Durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg, die daraus resultierende Inflation und politischen Entwicklungen sind die Preise bei Baumaterialien deutlich gestiegen und das Wettbewerbsumfeld bei spezifischen Gewerken hat sich verändert – mit erheblichen Auswirkungen auf die gesamten bisherigen Vergabeprozesse für die Generalsanierung des Nationaltheaters. Gerade bei technischen Gewerken gab es oftmals kaum Angebote und die Ausschreibungsergebnisse liegen teils noch immer weit über den zuvor marktüblichen Preisen. Außerdem ist das Bauen im Bestand immer auch mit Unwägbarkeiten verbunden. Bei der Generalsanierung des Nationaltheaters wurden unerwartet umfangreiche Schadstoffsanierungen und Kampfmittelbeseitigungen nötig, die zu einem Jahr Bauzeitverzögerung geführt haben. Aber auch die Starkwetterereignisse der letzten Monate haben höhere Kosten verursacht, weil sie eine zusätzliche Wasserhaltung nötig gemacht haben.

Verzicht auf Neubau des Zentrallagers
Die aktuell noch für die Generalsanierung Spielhaus bereitstehenden ungebundenen Finanzmittel reichen noch für die bis Jahresende ausstehenden Vergaben und Beauftragungen aus. Um Vergabeverluste auszugleichen, weitere Vergaben 2025 tätigen zu können und so den Fortgang der Generalsanierung zu ermöglichen, hat der vorberatende Hauptausschuss heute wichtige Weichen gestellt und dem Gemeinderat am 10. Dezember zur Beschlussfassung empfohlen:

Kernpunkt der Beschlussempfehlung ist der Verzicht auf den Neubau des Zentrallagers des Nationaltheaters. Die ursprünglich dafür vorgesehenen, aber noch nicht verausgabten 23 Millionen Euro sollen zugunsten der Sanierung des Spielhauses umgeschichtet werden. Damit wird ein zeitnaher Baustillstand verhindert, der zusätzliche finanzielle und terminliche Auswirkungen auf den weiteren Bauablauf hätte.

»Die schwierige Haushaltslage zwingt uns dazu, alle laufenden und geplanten Vorhaben neu zu bewerten und an die finanziellen Möglichkeiten anzupassen. Unser Ziel muss es sein, bereits begonnene Bauprojekte fertigzustellen«, erklärt Oberbürgermeister Christian Specht und betont: »Das geplante neue Zentrallager mit einer hohen zweistelligen Investitionssumme ist angesichts der Kostensteigerungen für die Fertigstellung des Spielhauses finanziell nicht darstellbar. Die hierfür vorgesehenen Mittel werden dafür benötigt, einen Teil der Mehrkosten bei der bereits weit fortgeschrittenen Theatersanierung zu decken. Darüber hinaus sind zusätzliche Anstrengungen zur Kostenkontrolle nötig, um den weiteren Fortgang der Arbeiten zu sichern.«

Konzepte für die weitere Finanzierung der Generalsanierung
Die aktuelle Prognose geht von Kostensteigerungen von 62,5 Millionen Euro aus. Bereits in diese Summe einkalkuliert sind Verluste aus bereits getätigten Vergaben. Ebenso sind in diese Mehrkostenprognose anteilig potenzielle Risiken wie weitere Baupreissteigerungen oder Bauzeitverlängerungen einbezogen, die im weiteren Bauverlauf möglicherweise, aber nicht zwingend, eintreten können. Außerdem sind in dieser Summe 10,5 Millionen Euro für die begrünte klimaresiliente Neugestaltung des Goetheplatzes enthalten, die bei der ursprünglichen Maßnahmengenehmigung noch nicht eingeplant war.

Nach der Mittelumschichtung von 23 Millionen Euro verbleibt aktuell noch eine prognostizierte Differenz von 39,5 Millionen Euro. Für die Finanzierung dieser restlichen Mehrkosten werden Stadt und Nationaltheater gemeinsam Modelle erarbeiten, die bis zur Beschlussfassung im Gemeinderat über die tatsächlich notwendige Maßnahmenerhöhung im Verlauf des Jahres 2025 vorliegen werden.

»Dass die Kostensteigerung der Sanierung des Nationaltheaters deutlich unterhalb des bundesweiten Trends liegt, ist neben der sorgfältigen Grundlagenermittlung während der Planungsphase ebenso der Expertise der Projektleitung und -steuerung zu verdanken, die im Bauablauf kontinuierlich daran gearbeitet haben, die Kosten möglichst gering zu halten und Bauabläufe möglichst effizient zu gestalten«, so Kulturbürgermeister Thorsten Riehle: »Der Auftrag des Gemeinderats ist eine große Herausforderung, die wir nun gemeinsam engagiert und mit voller Kraft zusammen mit dem Nationaltheater Schritt für Schritt angehen. In den kommenden Monaten wird es darum gehen, tragfähige Finanzierungsvorschläge und Konzepte zu erarbeiten, die die Fortführung der Generalsanierung sicherstellen. Hierbei setzte ich auch auf die Unterstützung der großen Mehrheit des Gemeinderats.«

Hintergrund Zentrallager NTM
Das Teilprojekt Neubau Zentrallager NTM sollte das über den gesamten Mannheimer Stadtraum verteilte dezentrale Lagerungskonzept des Nationaltheaters und die teilweise sanierungsbedürftigen Räumlichkeiten ersetzen. Für die zukünftigen Lagermöglichkeiten des Nationaltheaters müssen nun neue Konzepte erarbeitet werden. Tilmann Pröllochs, Geschäftsführender Intendant des NTM, bedauert diesen Schritt zwar, unterstreicht jedoch, dass eine erfolgreiche Sanierung des Spielhauses Priorität hat: »Durch den Verzicht auf den Neubau des Zentrallagers verlieren wir einen wichtigen Faktor, der dazu beiträgt, die Betriebsabläufe deutlich effizienter zu gestalten und damit in Zukunft wirtschaftlicher zu arbeiten. Es ist eine rationale Entscheidung, die uns vor diesem Hintergrund dennoch schmerzt. Wir sind jetzt gefordert neue Lösungsansätze zu finden. Wir haben aber bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass dies in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Stadt machbar ist.«
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