Wie klingt eigentlich Essen? Und woran erkennt man, dass einem das Essen richtig schmeckt? All das erforscht der*die österreichische Theatermacher*in und Förster*in Stefan Ebner in »→JOIN← Abschmecken (6+)«. Seine*ihre Inszenierungen bewegen sich im Bereich des Objekt- und Körpertheaters. In der neuen Inszenierung am Jungen NTM wird Essen in unerwartete Spielformen gebracht.
FLORA RIEZINGER: In »Abschmecken« geht es um Lebensmittel. Was interessiert dich künstlerisch daran?
STEFAN EBNER: Mich interessieren künstlerisch die Orte, wo nichtmenschliche Natur und Gesellschaft aufeinandertreffen. Für mich persönlich sind Lebensmittel und Essen extrem sinnlich – wenn ich etwas anpflanze, ernte, zerlege, fermentiere, koche, esse …, kann ich permanent mit allen meinen Sinnen andocken. Und es ist auffällig, wie Menschen überall auf Lebensmittel reagieren, wenn sie sie zum Beispiel sehen oder riechen. Wenn wir bei den Proben im Gemeinschaftsraum zusammen kochen, gibt es kaum wen, die*der nicht auf unser Essen reagiert.
FR: Warum findest du das Thema für Kinder ab 6 Jahren wichtig?
SE: Für mich ist es spannend, den Kindern einen anderen Blickwinkel zu ermöglichen, ihre Ästhetik oder Wahrnehmung zu erweitern. Bei »Abschmecken« ist es so, dass ich etwas Alltägliches wie eben Essen nehme. Etwas, das sie alle sicher kennen und tagtäglich erleben, und ich transformiere das aber in etwas Künstlerisches, das ihnen neue Zugänge oder ein neues Bewusstsein eröffnet.
FR: Du arbeitest weniger mit Text, sondern viel mit Klängen und Objekten. Warum ist diese Erzählweise spannend für dich?
SE: Grundsätzlich sind bei mir die verschiedenen Theatermittel wie zum Beispiel Text, Sound, Objekte, Körper, Video immer gleichwertig. Spannend finde ich auch, dass nichtsprachliche Mittel meist barrierefreier sind, sie sind auch für Menschen zugänglich, die die Sprache nur schlecht oder gar nicht verstehen. Und gerade mit Lebensmitteln und Essen bietet sich ja ein sinnlicher Zugang an.
FR: Du nennst deine Arbeitsweise »Künstlerisches Kompostieren«. Was bedeutet das?
SE: Ich habe mich sowohl praktisch als auch theoretisch mit Kompostierung beschäftigt, weil sie mich fasziniert. Dabei habe ich entdeckt, dass die grundlegenden Abläufe des Kompostierungsprozesses ganz viel mit meiner künstlerischen Arbeit zu tun haben. Wir sammeln alltäglich alles Mögliche an Material an, zum Beispiel durch Beobachten, Erforschen, Lesen, etc. Am Anfang eines Probenprozesses breiten wir dann alles aus und schichten es auf, decken es zu, gehen in eine Ungewissheit, transformieren das Material, beschäftigen uns damit. Und am Ende decken wir unseren Haufen ab und darunter ist etwas ganz Neues entstanden, das mit den Ausgangsmaterialien gar nichts mehr zu tun haben muss.
FR: Der gemeinsame Prozess des Kochens ist dir auch bei den Proben besonders wichtig. Warum ist das so?
SE: Ich denke, dass gemeinsames Kochen und Essen etwas sehr Verbindendes haben und ich habe immer das Gefühl, dass es alle genießen, etwas Frisches, Warmes zu essen. Mich hat es immer gestört, dass in Theaterprozessen aufgrund von Zeitund Produktionsdruck die Essensqualität leidet. Man sieht dann in den Pausen viel Convenience Food oder Backwaren, die irgendwo verteilt zwischendurch reingeworfen werden. Wenn jemand etwas Vorgekochtes mithat, wird die Person fast bewundert. Für andere etwas Hochwertiges zu kochen ist für mich Care-Arbeit, für meine Kinder frisch zu kochen ist für mich ein Muss. Und in Theaterprozessen bin ich als inszenierende Person auch oft für den Prozess verantwortlich und fühle mich auch für die Arbeitsumgebung der Mitarbeitenden verantwortlich – das ist für mich soziale Nachhaltigkeit.
FR: Abschmecken ist eine →JOIN← Produktion. Das bedeutet, dass eine Schulklasse mehr in den Probenprozess involviert ist. Wir haben auch mit ihr gemeinsam Essen zubereitet und zusammen gegessen. Gab es für dich spannende Erkenntnisse daraus?
SE: Ja, wir haben mit ihnen auch Sauerkraut eingelegt – das war eine tolle Aktion, die Kinder haben selbst Kraut fermentiert. Ich fand es super, wie sie zuerst etwas schüchtern waren und dann aber gar nicht mehr aufhören wollten mit ihren Händen zu hobeln, kneten und stampfen, das rohe Kraut zu kosten und daran zu riechen. Viele wussten ja nicht, was Sauerkraut ist und auch nicht, ob ihnen das überhaupt schmecken würde. In den Gesprächen mit den Kindern war spannend, dass Kinder heutzutage viel weniger mit Regeln oder Codes beim Essen aufwachsen. Die einzige Regel, die viele erwähnt haben war, dass man mit Essen nicht spielt – und das höre ich andernorts auch immer wieder, weil Erwachsene das Kindern sagen. So etwas reizt mich natürlich doppelt, denn warum soll man mit Lebensmitteln nicht spielen dürfen?
FR: Die Bühne deutet eine Küche mit großem Esstisch an. Was erzählt das für dich?
SE: Ursprünglich wollten Sophie – die Bühnen- und Kostümbildnerin – und ich, dass das ganze Publikum mit den Schauspieler* innen an einem Tisch sitzt, aber das wäre mit 100 Kindern dann doch nicht umsetzbar gewesen. Aber der Tisch wurde jetzt sehr groß und besonders, und soll auch symbolisieren, dass wir alle gemeinsam an einem Tisch sitzen.
STEFAN EBNER: Mich interessieren künstlerisch die Orte, wo nichtmenschliche Natur und Gesellschaft aufeinandertreffen. Für mich persönlich sind Lebensmittel und Essen extrem sinnlich – wenn ich etwas anpflanze, ernte, zerlege, fermentiere, koche, esse …, kann ich permanent mit allen meinen Sinnen andocken. Und es ist auffällig, wie Menschen überall auf Lebensmittel reagieren, wenn sie sie zum Beispiel sehen oder riechen. Wenn wir bei den Proben im Gemeinschaftsraum zusammen kochen, gibt es kaum wen, die*der nicht auf unser Essen reagiert.
FR: Warum findest du das Thema für Kinder ab 6 Jahren wichtig?
SE: Für mich ist es spannend, den Kindern einen anderen Blickwinkel zu ermöglichen, ihre Ästhetik oder Wahrnehmung zu erweitern. Bei »Abschmecken« ist es so, dass ich etwas Alltägliches wie eben Essen nehme. Etwas, das sie alle sicher kennen und tagtäglich erleben, und ich transformiere das aber in etwas Künstlerisches, das ihnen neue Zugänge oder ein neues Bewusstsein eröffnet.
FR: Du arbeitest weniger mit Text, sondern viel mit Klängen und Objekten. Warum ist diese Erzählweise spannend für dich?
SE: Grundsätzlich sind bei mir die verschiedenen Theatermittel wie zum Beispiel Text, Sound, Objekte, Körper, Video immer gleichwertig. Spannend finde ich auch, dass nichtsprachliche Mittel meist barrierefreier sind, sie sind auch für Menschen zugänglich, die die Sprache nur schlecht oder gar nicht verstehen. Und gerade mit Lebensmitteln und Essen bietet sich ja ein sinnlicher Zugang an.
FR: Du nennst deine Arbeitsweise »Künstlerisches Kompostieren«. Was bedeutet das?
SE: Ich habe mich sowohl praktisch als auch theoretisch mit Kompostierung beschäftigt, weil sie mich fasziniert. Dabei habe ich entdeckt, dass die grundlegenden Abläufe des Kompostierungsprozesses ganz viel mit meiner künstlerischen Arbeit zu tun haben. Wir sammeln alltäglich alles Mögliche an Material an, zum Beispiel durch Beobachten, Erforschen, Lesen, etc. Am Anfang eines Probenprozesses breiten wir dann alles aus und schichten es auf, decken es zu, gehen in eine Ungewissheit, transformieren das Material, beschäftigen uns damit. Und am Ende decken wir unseren Haufen ab und darunter ist etwas ganz Neues entstanden, das mit den Ausgangsmaterialien gar nichts mehr zu tun haben muss.
FR: Der gemeinsame Prozess des Kochens ist dir auch bei den Proben besonders wichtig. Warum ist das so?
SE: Ich denke, dass gemeinsames Kochen und Essen etwas sehr Verbindendes haben und ich habe immer das Gefühl, dass es alle genießen, etwas Frisches, Warmes zu essen. Mich hat es immer gestört, dass in Theaterprozessen aufgrund von Zeitund Produktionsdruck die Essensqualität leidet. Man sieht dann in den Pausen viel Convenience Food oder Backwaren, die irgendwo verteilt zwischendurch reingeworfen werden. Wenn jemand etwas Vorgekochtes mithat, wird die Person fast bewundert. Für andere etwas Hochwertiges zu kochen ist für mich Care-Arbeit, für meine Kinder frisch zu kochen ist für mich ein Muss. Und in Theaterprozessen bin ich als inszenierende Person auch oft für den Prozess verantwortlich und fühle mich auch für die Arbeitsumgebung der Mitarbeitenden verantwortlich – das ist für mich soziale Nachhaltigkeit.
FR: Abschmecken ist eine →JOIN← Produktion. Das bedeutet, dass eine Schulklasse mehr in den Probenprozess involviert ist. Wir haben auch mit ihr gemeinsam Essen zubereitet und zusammen gegessen. Gab es für dich spannende Erkenntnisse daraus?
SE: Ja, wir haben mit ihnen auch Sauerkraut eingelegt – das war eine tolle Aktion, die Kinder haben selbst Kraut fermentiert. Ich fand es super, wie sie zuerst etwas schüchtern waren und dann aber gar nicht mehr aufhören wollten mit ihren Händen zu hobeln, kneten und stampfen, das rohe Kraut zu kosten und daran zu riechen. Viele wussten ja nicht, was Sauerkraut ist und auch nicht, ob ihnen das überhaupt schmecken würde. In den Gesprächen mit den Kindern war spannend, dass Kinder heutzutage viel weniger mit Regeln oder Codes beim Essen aufwachsen. Die einzige Regel, die viele erwähnt haben war, dass man mit Essen nicht spielt – und das höre ich andernorts auch immer wieder, weil Erwachsene das Kindern sagen. So etwas reizt mich natürlich doppelt, denn warum soll man mit Lebensmitteln nicht spielen dürfen?
FR: Die Bühne deutet eine Küche mit großem Esstisch an. Was erzählt das für dich?
SE: Ursprünglich wollten Sophie – die Bühnen- und Kostümbildnerin – und ich, dass das ganze Publikum mit den Schauspieler* innen an einem Tisch sitzt, aber das wäre mit 100 Kindern dann doch nicht umsetzbar gewesen. Aber der Tisch wurde jetzt sehr groß und besonders, und soll auch symbolisieren, dass wir alle gemeinsam an einem Tisch sitzen.
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