MARIA HELENA BRETSCHNEIDER

In der Uraufführung »Der Grund. Eine Verschwindung« deklarieren die unsterblichen Bewohner*innen eines versunkenen Dorfes: »DON’T LIVE DON’T DIE«. Auf den Spuren dieser rätselhaften Losung besuchen wir mit Maria Helena Bretschneider den Mannheimer Hauptfriedhof. »Ich habe immer Lust etwas Neues zu entdecken. Ich mag es, mich von den Dingen emotional angehen zu lassen«, sagt Maria Helena. »Ich finde es auch völlig okay, auf einem Friedhof zu lachen oder in der Öffentlichkeit zu weinen.» Die Suche nach echten Gefühlen und ehrlichen Begegnungen begeistert sie am Schauspielberuf, ebenso wie die Psychologie: »Ich finde, wir als Schauspieler*innen müssen uns mit den Menschen beschäftigen, wer sie sind und warum sie handeln wie sie handeln.« Am Nationaltheater beginnt Maria Helena ihr Erstengagement schon während des Schauspielstudiums in Stuttgart. Aufgewachsen ist sie jedoch in der Nähe von Bautzen, in einer sorbischen Theaterfamilie. Ihre Wowka (sorbisch für Oma) und ihre Mutter, die beide am deutschsorbischen Volkstheater spielen, nahmen sie mit in die Kantine und nicht zuletzt mit auf die Bühne. »Ich hätte auch Lust, mal wieder auf Sorbisch zu spielen. Das ist eine emotionale Sprache für mich.« Die westslavische Sprache der nationalen Minderheit der Sorben wird mittlerweile nur noch von ca. 30.000 Menschen gesprochen. »Ich bin eine stolze schwarze Sorbin und möchte das am Leben halten«, sagt Maria Helena. Wovon wir im Theater mehr brauchen? Repräsentation ist ihre erste Antwort und »lieb sein, Mut haben, zuhören«.