Wir behalten den Durchblick

Die Fenster des Nationaltheaters

Derzeit vermittelt das Spielhaus am Goetheplatz wenig von seinem Glanz. Grund hierfür ist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Fenster im Unteren Foyer zu einem großen Teil bereits ausgebaut sind und stattdessen Pressspanplatten das Gebäude vor der Witterung und das direkte Umfeld vor Baulärm schützen. Die Fensterfronten des Nationaltheaters sind ein signifikantes architektonisches Merkmal des Gebäudes. In unserem Fokus Generalsanierung behalten wir den Durchblick und geben Ihnen einen Einblick in das Thema Fenster.
Scheinbar schwerelos schwebt der Betonkubus auf der Fensterfassade, die sich fast durchgehend um alle Seiten des Gebäudes zieht. Mit seinem Fensterkonzept verfolgte der Architekt Gerhard Weber den Gedanken, die Offenheit und Durchlässigkeit des Theaters als demokratische Institution räumlich erfahrbar werden zu lassen. Stadtraum und Theaterraum gehen fließend ineinander über, die Spiegelungen der Theaterbesucher*innen im Unteren Foyer vermischen sich mit den vorbeifahrenden Straßenbahnen und Autos. Wie konsequent Weber diese Idee verfolgte lässt sich am Oberen Foyer des Schauspielhauses zeigen. Hier entwarf Weber mit dem »Fenster zur Stadt« einen Theatersaal mit Fensterfront, was als Rarität in der deutschen Theaterarchitekturlandschaft bezeichnet werden kann.

In den vergangenen 60 Jahren wurden die Fenster bereits teilweise erneuert. Inzwischen weisen vor allem die Stahlprofile der Fensterfassade im Erdgeschoss deutliche Zeichen der Zeit auf. Diese sind zum größten Teil am Fußpunkt korrodiert, müssen daher denkmalgerecht erneuert und dem Bestand entsprechend nachgebaut werden. So besteht auch die Möglichkeit die Klemmleisten für die energetisch wirksame Mehrscheibenverglasung entsprechend auszubilden, denn diese ist natürlich wesentlich dicker als die bestehende Einscheibenverglasung. Gleiches gilt für die großen Fensterfassaden der Schmalseiten. In Zeiten, in denen wir uns mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen und das Haus entsprechend möglichst klimaresilient und energieeffizient ertüchtigen wollen, sind die Fenster freilich ein neuralgischer Punkt in diesem Vorhaben. Während sich im Winter durch die Fenster die Wärme ableitet, heizt sich das Gebäude im Sommer hierüber besonders auf. So müsste entweder stark herunter gekühlt bzw. geheizt werden. Aufgrund des Denkmalschutzes, der vorgibt, dass die offene Anmutung des Gebäudes erhalten bleiben muss, ist eine Montage von außenliegenden sichtbaren Verschattungen der großen Fensterfronten ausgeschlossen.

Für die Ertüchtigung des Pavillons greift man deshalb z.T. auf die neuen technischen Entwicklungen im Bereich des micro shading zurück; das heißt, Fenster mit integrierten und optisch wenig auffälligen Sonnenschutzlamellen, die v. a. im Sommer dafür sorgen, dass ein großer Teil der Sonnenenergie erst gar nicht ins Gebäudeinnere gelangt.

Im Winter wird die energetisch hochwertigere Verglasung sowie die neue Dachdämmung den Wärmeschutz beträchtlich verbessern. Auch wenn man aufgrund der offenen baulichen Struktur des Pavillons besonders an Hitzetagen im Sommer oder starker Kälte im Winter um den Einsatz einer Klimatisierung nicht herumkommen wird.

Durch die neuen Verglasungen wird auch eine Reduzierung der Lärmimmission erreicht, die somit dem heute wesentlich stärkeren Verkehrsaufkommen rund um das Spielhaus am Goetheplatz Rechnung trägt.

von Dominic Zerhoch

Veröffentlicht im Theatermagazin Dezember 2024
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