ESTELLE KRUGER

»Auf der Probebühne A im Werkhaus hatte ich meine erste Probe als neues Ensemblemitglied am NTM. Viele Stunden habe ich seither hier verbracht, um Wiederaufnahmen oder auch ›Festliche Opernabende‹ vorzubereiten.« So stand Estelle Kruger auch schon mit Erwin Schrott auf dieser Probebühne, die sich über die Jahre kaum verändert hat. Immer wieder neu und immer wieder anders sind dabei die Figuren und Rollen, die die Sopranistin hier erarbeitet. Lucia di Lammermoor, Violetta Valéry oder die Königin der Nacht hat sie unzählige Male gesungen. Ein besonderer Höhepunkt aber war die Titelrolle in Bellinis »Norma« im Frühjahr 2020. Lange habe sie mit sich gehadert, ob die Partie wirklich richtig für sie sei. »Aber als ich dann auf der Bühne stand, der Chor hinter mir, da konnte ich mich vollkommen getragen fühlen.« Nicht nur sängerisch, auch in ihrer differenzierten Charakterdarstellung bleiben Estelle Krugers Bühnenfiguren in Erinnerung. Man merkt, das ist jemand, der nicht lockerlässt. Sonst wäre sie heute auch nicht hier: »Seit ich als Teenager das erste Mal mit Oper in Berührung gekommen bin, wollte ich singen. Es gab damals in Südafrika aber nur wenige Möglichkeiten dazu.« Zunächst ließ sie sich daher zur Grundschullehrerin ausbilden, doch der Traum vom Singen blieb. Wettbewerbe und Stipendien führten sie schließlich nach London, in die USA – und später nach Deutschland. Im Augenblick bereitet Estelle Kruger »auf der A« ihre erste Uraufführung vor. Sie singt die von einer Alzheimer-Erkrankung gezeichnete Ellen in Hans Thomallas neuer Oper »Dark Fall«. »Dem künstlerisch Ausdruck zu verleihen, was in Lebensphasen geschieht, über die man nicht gerne spricht, das ist eine wichtige und wunderbare Aufgabe.«