Das Haymat­ministerium

Let's talk about »Post-Ost«!

Russlanddeutsche, Geflüchtete aus sozialistischen Diktaturen, oder Personen, die erst nach der »Osterweiterung« der EU nach Deutschland migrierten – Menschen mit Geschichte im sog. ehemaligen Ostblock bilden in Deutschland eine vielfältige und oft unsichtbare Minderheit, die von Antislawismus bzw. antiosteuropäischem Rassismus betroffen ist. Trotz einer langen, schmerzhaften Vergangenheit, die in der NS-Zeit ihren Höhepunkt fand, werden ihre Erfahrungen mit Diskriminierung hierzulande oft nicht ernst genommen und müssen um Anerkennung kämpfen.

In den vergangenen Jahren hat sich daher eine selbstermächtigende Bewegung aus dem sog. Ostblock gebildet, die die Dominanzgesellschaft durch den selbstgewählten Begriff »Post-Ost« herausfordert. Diese zielt darauf ab, ähnliche Erfahrungen zu teilen und gleichzeitig die Vielfalt der Menschen – sei es in Bezug auf Herkunft, Sozialisation, Religion oder Kultur – anzuerkennen.

In einer Sonderausgabe unserer Reihe im Rahmen der Thementage »Ostopia«, moderiert von Anastasia Tikhomirova, mit dem Antidiskriminierungstrainer Sergej Prokopkin, der Antirassismusaktivistin Angelika Kim und dem Historiker Dr. Hans-Christian Petersen, möchten wir dem Thema sowie vielfältigen Diskriminierungserfahrungen Raum geben. Also – let's talk about »Post-Ost«!
Mit:
Angelika Kim ist Antirassismus-Trainerin und Aktivistin. Sie wurde in der kasachischen UdSSR geboren und wuchs in Russland und Ostdeutschland auf. Als Nachkommin von deutschen und koreanischen Zwangsumgesiedelten bezeichnet sie sich selbst als »Kind stalinistischer Repressionen«. In ihrer Arbeit setzt sich Angelika mit der eigenen Intersektionalität auseinander – als Enkelin von politischen Gefangenen in der Sowjetunion sowie als eine BIPoC innerhalb der russischsprachigen Diaspora in Westeuropa.

Hans-Christian Petersen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa (BKGE) und Dozent an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Forschungsschwerpunkte: Postsowjetische Migration, russlanddeutsche Geschichte, Stadtgeschichte und sozialer Raum, Geschichte der deutschen »Ostforschung«, antiosteuropäischer und antislawischer Rassismus. Gemeinsam mit Jannis Panagiotidis (Wien) hat er mit »Antiosteuropäischer Rassismus in Deutschland« die erste Monographie zu Geschichte und Gegenwart des antiosteuropäischen Rassismus in Deutschland geschrieben, die im Mai 2024 erscheint.

Sergej Prokopkin ist Jurist und Antidiskriminierungstrainer. Er ist Mitbegründer und Mitglied des Zentrums für Antislawismusforschung e.V. Auf seinem Instagram-Kanal betreibt er Aufklärung zu Themen Migration, Post-Ost und Antislawismus.

Moderation:
Anastasia Tikhomirova ist Journalistin und seit 2024 Volontärin bei ZEIT und ZEIT ONLINE. Bis 2024 schreib sie frei für DIE ZEIT, taz, Tagesspiegel und andere. Sie ist Alumna des Marion-Gräfin-Dönhoff Stipendiums der Internationalen Journalistenprogramme 2021, welches sie bei der Nowaja Gaseta in Moskau absolvierte. Das Medium Magazin wählte sie 2023 zu den Top 30 bis 30 Journalistinnen und Journalisten des Landes. Ihren Master schloss sie in Osteuropastudien und interdisziplinärer Antisemitismusforschung in Berlin ab. Zuvor studierte sie Kulturwissenschaft und Philosophie.

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