Tilmann Pröllochs
Tilmann Pröllochs, 1966 in Künzelsau geboren, war als Diplomverwaltungswirt zunächst von 1991 bis 1994 bei der Stadt Heidenheim mit der Verwaltungsleitung der Opernfestspiele betraut, bevor er für 16 Jahre als Verwaltungsdirektor am Landestheaters Tübingen wirkte. Von 2010 bis 2022 war Pröllochs Verwaltungsleiter am Oldenburgischen Staatstheater. In seiner Laufbahn war er zeitweise Vorstandsmitglied der Landesbühnengruppe des DBV und Vorsitzender des Vereins Kulturnetz Tübingen e.V.. Seit 2003 ist er zudem Mitglied der BWL-Arbeitsgruppe des Deutschen Bühnenvereins. Mit Beginn dieser Spielzeit 2022.23 wurde Pröllochs Geschäftsführender Intendant und Erster Eigenbetriebsleiter des NTM.
Interview – Ankommen in Mannheim
Gemeinsam nach vorne
Zur Beginn der Spielzeit 2022.23 startet Tilmann Pröllochs als neuer Geschäftsführender Intendant sein Amt am Nationaltheater. In einem Gespräch berichtet er über seine ersten Schritte, das bisherige Ankommen in Mannheim und die Herausforderungen, die anstehen.
Katharina Schantz (KS): Herr Pröllochs, womit beginnen Sie Ihren Arbeitstag? Was ist Ihr erster Handgriff?
Tilmann Pröllochs (TP): Zuerst schalte ich den Computer an. Und ich fülle die Wasserkaraffe auf, wenn sie leer ist. Die Zeitung habe ich meistens schon zu Hause gelesen. Das mache ich gleich morgens bei einer Tasse Kaffee.
KS: Ist das Zeitunglesen kein Teil Ihrer Arbeit?
TP: Ich würde meine Aufgabe weniger als Arbeit, sondern eher als ein Amt begreifen, das ich ausfülle.
KS: Haben Sie einen Lieblingsarbeitsplatz in Spe?
TP: Ich zeige gerne Präsenz – das habe ich schon während der Pandemie viel getan. Ich kann zwar im Home-Office arbeiten, lege aber viel Wert auf direkte Kommunikation. Das geht das am besten, wenn man sich am Kopierer kurz trifft. Sprich: ich werde viel im Haus sein. Deswegen habe ich mir auch eine zentral gelegene Wohnung gesucht.
KS: Haben Sie schon einen Eindruck vom NTM? Vielleicht sogar einen Lieblingsort?
TP: Die Terrasse auf dem Dach der Werkstätten im Werkhaus ist wirklich sehr schön. Was da wohl für Gespräche nach dem Dienst zwischen den Tomaten stattfinden…
Ich war auch schon auf den Baustellen. Letztens bin ich zum OPAL und zum Alten Kino Franklin gefahren und habe mich mitten in den Raum gestellt. Mit dem Wissen, dass das unsere zukünftigen Spielstätten sein werden, sind es jetzt schon Lieblingsorte von mir. Man merkt, dass noch viel zu tun ist, sieht aber das Potenzial und weiß: mit jedem Griff wird das Gebäude vollständiger. Das Auf-Dem-Weg-Sein verspricht etwas. Es ist wichtig, eine Zielgerade vor Augen zu haben.
KS: Wie begegnen Sie denn insgesamt der Zeit, die kommt?
TP: Seit ich im Februar gewählt wurde, stellt sich mein Kopf auf Mannheim ein. All die Schritte, die ich bisher unternehmen konnte – Menschen und Orte kennenlernen – gleichen den Vorbereitungen auf eine Premiere. Diese Premiere ist beispielsweise mein erster Arbeitstag oder das Einzugsfest in eine der neuen Spielstätten. Danach aber beginnt das Repertoire – die Zeit nach der Premiere will genauso mit Leben gefüllt werden. Diese Langfristigkeit habe ich stets im Blick.
KS: Sie haben das NTM ja schon besucht, beispielsweise zur Eröffnung des Mannheimer Sommers 2022. Haben Sie etwas mitgenommen?
TP: Ein T-Shirt mit dem Motto: »Lasst uns starten!« (lacht). Nein, im Ernst: ich finde es großartig, dass das NTM neben dem Normalbetrieb so etwas leistet: ein Festival, das den Ausnahmezustand erklärt. Trotz Pandemieumständen lag Begeisterung in der Luft, es entstanden besondere Gespräche, alltägliche Räume wurden aufgewertet. Das hat einen sehr großen Mehrwert für das Theater und die Stadt.
KS: Bald stehen Sie als Geschäftsführender Intendant der Verwaltung vor. Haben Sie als solcher einen Tipp, wie man organisiert arbeitet?
TP: Ich glaube, das wichtigste ist das Innehalten und Sortieren, um den Überblick zu behalten. Man hat immer mehr auf dem Tisch als das, was man an einem Tag schaffen kann. Daher ist es wichtig, die Prioritäten so zu setzen, dass der Betrieb einwandfrei laufen kann.
Auch die sogenannte »Wiedervorlage« ist eines meiner wichtigsten Instrumente – das heißt, dass ich plane, wann welche Entscheidungen getroffen werden müssen und mir auch die dafür erforderlichen Zwischenschritte in den Kalender eintakte.
KS: Sehr hilfreiche Tipps! Und worauf kommt es Ihnen im Arbeitsalltag in Hinblick auf ein kollegiales Miteinander an?
TP: Besonders wichtig für mich ist, konstruktiv mit Menschen zusammenzuarbeiten und sie mitzunehmen. Menschenkenntnis und ein Verständnis für die jeweiligen Berufsgruppen sind also zentral. Auch gutes Streitschlichten ist oft von Vorteil, weil es immer wieder Konfliktpotenzial gibt, das sich schon an Kleinigkeiten entfachen kann.
KS: Was denken Sie, wird Ihre größte Herausforderung sein?
TP: Erstmal alles. Zum Beispiel der Umstand, dass jede*r berechtigterweise direkt alles – Entscheidungen, Zeit, Antworten – von mir haben möchte. Davon abgesehen liegt auf der Hand, dass die Generalsanierung eine unglaubliche Herausforderung ist, ebenso wie die Fertigstellung der Interimsspielstätten und des Zentrallagers. Auch die Personalgewinnung ist aufgrund des Fachkräftemangels insgesamt schwierig. Es gibt auf allen Ebenen viel zu tun.
KS: Welche Schwerpunkte werden Sie legen?
TP: Zum einen ist das die Sanierung des Spielhauses. Zum anderen ist das der Betrieb des Theaters in der kommenden Phase, in der all die unterschiedlichen Abteilungen dezentral und gleichzeitig zusammen arbeiten müssen. Zum einen werden wir weitere Wege und andere Rhythmen in Kauf nehmen müssen, zum anderen müssen wir eine gute Vorstellung von dem wahren, was nötig ist, damit all die Arbeitsprozesse gut funktionieren und ineinandergreifen. Das gegenseitige Verständnis für die Arbeitsbereiche und den Betrieb als Ganzes ist das A und O. Wir sind nicht nur Mozartstraße 9 oder die Baustelle am Goetheplatz, sondern auch Studio Alte Feuerwache oder OPAL. Auch ganz praktische Fragen wie: »Wie schafft man ein kollegiales Kaltgetränk nach der Vorstellung?« werden wir beantworten müssen…
Tilmann Pröllochs (TP): Zuerst schalte ich den Computer an. Und ich fülle die Wasserkaraffe auf, wenn sie leer ist. Die Zeitung habe ich meistens schon zu Hause gelesen. Das mache ich gleich morgens bei einer Tasse Kaffee.
KS: Ist das Zeitunglesen kein Teil Ihrer Arbeit?
TP: Ich würde meine Aufgabe weniger als Arbeit, sondern eher als ein Amt begreifen, das ich ausfülle.
KS: Haben Sie einen Lieblingsarbeitsplatz in Spe?
TP: Ich zeige gerne Präsenz – das habe ich schon während der Pandemie viel getan. Ich kann zwar im Home-Office arbeiten, lege aber viel Wert auf direkte Kommunikation. Das geht das am besten, wenn man sich am Kopierer kurz trifft. Sprich: ich werde viel im Haus sein. Deswegen habe ich mir auch eine zentral gelegene Wohnung gesucht.
KS: Haben Sie schon einen Eindruck vom NTM? Vielleicht sogar einen Lieblingsort?
TP: Die Terrasse auf dem Dach der Werkstätten im Werkhaus ist wirklich sehr schön. Was da wohl für Gespräche nach dem Dienst zwischen den Tomaten stattfinden…
Ich war auch schon auf den Baustellen. Letztens bin ich zum OPAL und zum Alten Kino Franklin gefahren und habe mich mitten in den Raum gestellt. Mit dem Wissen, dass das unsere zukünftigen Spielstätten sein werden, sind es jetzt schon Lieblingsorte von mir. Man merkt, dass noch viel zu tun ist, sieht aber das Potenzial und weiß: mit jedem Griff wird das Gebäude vollständiger. Das Auf-Dem-Weg-Sein verspricht etwas. Es ist wichtig, eine Zielgerade vor Augen zu haben.
KS: Wie begegnen Sie denn insgesamt der Zeit, die kommt?
TP: Seit ich im Februar gewählt wurde, stellt sich mein Kopf auf Mannheim ein. All die Schritte, die ich bisher unternehmen konnte – Menschen und Orte kennenlernen – gleichen den Vorbereitungen auf eine Premiere. Diese Premiere ist beispielsweise mein erster Arbeitstag oder das Einzugsfest in eine der neuen Spielstätten. Danach aber beginnt das Repertoire – die Zeit nach der Premiere will genauso mit Leben gefüllt werden. Diese Langfristigkeit habe ich stets im Blick.
KS: Sie haben das NTM ja schon besucht, beispielsweise zur Eröffnung des Mannheimer Sommers 2022. Haben Sie etwas mitgenommen?
TP: Ein T-Shirt mit dem Motto: »Lasst uns starten!« (lacht). Nein, im Ernst: ich finde es großartig, dass das NTM neben dem Normalbetrieb so etwas leistet: ein Festival, das den Ausnahmezustand erklärt. Trotz Pandemieumständen lag Begeisterung in der Luft, es entstanden besondere Gespräche, alltägliche Räume wurden aufgewertet. Das hat einen sehr großen Mehrwert für das Theater und die Stadt.
KS: Bald stehen Sie als Geschäftsführender Intendant der Verwaltung vor. Haben Sie als solcher einen Tipp, wie man organisiert arbeitet?
TP: Ich glaube, das wichtigste ist das Innehalten und Sortieren, um den Überblick zu behalten. Man hat immer mehr auf dem Tisch als das, was man an einem Tag schaffen kann. Daher ist es wichtig, die Prioritäten so zu setzen, dass der Betrieb einwandfrei laufen kann.
Auch die sogenannte »Wiedervorlage« ist eines meiner wichtigsten Instrumente – das heißt, dass ich plane, wann welche Entscheidungen getroffen werden müssen und mir auch die dafür erforderlichen Zwischenschritte in den Kalender eintakte.
KS: Sehr hilfreiche Tipps! Und worauf kommt es Ihnen im Arbeitsalltag in Hinblick auf ein kollegiales Miteinander an?
TP: Besonders wichtig für mich ist, konstruktiv mit Menschen zusammenzuarbeiten und sie mitzunehmen. Menschenkenntnis und ein Verständnis für die jeweiligen Berufsgruppen sind also zentral. Auch gutes Streitschlichten ist oft von Vorteil, weil es immer wieder Konfliktpotenzial gibt, das sich schon an Kleinigkeiten entfachen kann.
KS: Was denken Sie, wird Ihre größte Herausforderung sein?
TP: Erstmal alles. Zum Beispiel der Umstand, dass jede*r berechtigterweise direkt alles – Entscheidungen, Zeit, Antworten – von mir haben möchte. Davon abgesehen liegt auf der Hand, dass die Generalsanierung eine unglaubliche Herausforderung ist, ebenso wie die Fertigstellung der Interimsspielstätten und des Zentrallagers. Auch die Personalgewinnung ist aufgrund des Fachkräftemangels insgesamt schwierig. Es gibt auf allen Ebenen viel zu tun.
KS: Welche Schwerpunkte werden Sie legen?
TP: Zum einen ist das die Sanierung des Spielhauses. Zum anderen ist das der Betrieb des Theaters in der kommenden Phase, in der all die unterschiedlichen Abteilungen dezentral und gleichzeitig zusammen arbeiten müssen. Zum einen werden wir weitere Wege und andere Rhythmen in Kauf nehmen müssen, zum anderen müssen wir eine gute Vorstellung von dem wahren, was nötig ist, damit all die Arbeitsprozesse gut funktionieren und ineinandergreifen. Das gegenseitige Verständnis für die Arbeitsbereiche und den Betrieb als Ganzes ist das A und O. Wir sind nicht nur Mozartstraße 9 oder die Baustelle am Goetheplatz, sondern auch Studio Alte Feuerwache oder OPAL. Auch ganz praktische Fragen wie: »Wie schafft man ein kollegiales Kaltgetränk nach der Vorstellung?« werden wir beantworten müssen…
Interview – Fragen an Tilmann Pröllochs